TOP 1: Zwischenbericht zum Stand der DÄVT-Strategien gegen die Marginalisierung der Ärztlichen Psychotherapie

 

Liebe Mitglieder,

fast genau vor einem Jahr hat Sie ein Newsletter erreicht über unsere Sogen zur „bedrohlichen Marginalisierung der ärztlichen Psychotherapie durch Mangel an qualifiziertem Nachwuchs“ (Im Anhang ein PDF als Erinnerung)

Heute halten wir Sie über unsere diesbezüglichen Aktivitäten des vergangenen Jahres auf dem Laufenden.

Der Bedarf an Psychotherapie ist weiterhin groß und zunehmend! 

Der Mangel an Fachkräften und verbleibender Zeit neben Bürokratie ebenfalls! 

  • Konsekutiv wird zu viel Weiterbildung in ärztlicher Psychotherapie an Nicht-Ärztliche Psychotherapeuten delegiert mit der Folge der Vernachlässigung eigener Weiterbildungsbefugnisse.
  • Es folgen die verstärkte  Abhängigkeit von nichtärztlichen Mitstreiter und deren steigendes Selbstbewusstsein mit laut gewordenen Übernahme-Ansprüchen. 
  • Unser Aufruf: Helfen Sie mit, die selbstverschuldete Marginalisierung zu stoppen! 

Die DÄVT hat sich in diesem Jahresverlauf  ihrem Auftrag gemäß sehr engagiert eingesetzt  für den Erhalt, der Attraktivität und Qualität der Ärztlichen Psychotherapie!  Sie gründete eine Taskforce Antimarginalisierung!

  • Auf der Herbstkonferenz 10-2022 der STÄKO (Ständige Konferenz der der psychotherapeutisch tätigen Verbände;  sie tagt in der Bundesärztekammer in Berlin und berät diese) durfte  die DÄVT-Präsidentin  ein eingereichtes  Impulsreferat zur „Marginalisierung der Ärztlichen Psychotherapie“ halten, u. a.  mit den Ergebnissen zur Analyse der Befugnis -Kriterien- Vergabe aller Landesärztekammern. Diese hatte die neu gegründete  DÄVT-Befugnis- und Weiterbildungs-AG  in zwei Jahren aufwendiger Recherche erstellt. Die Bedrohung der konsekutiven psychiatrisch/psychosomatischen  Gesamtversorgung ohne ärztliche Psychotherapie wurde  dargestellt und im Protokoll festgehalten. 
  • Die DÄVT blieb in diesem Thema als Kooperierendes Mitglied der DGPPN im Kontakt zum Vorstand, die mit ihrem Präsident Past Prof Pollmächer und amtierenden Präsidenten ihre Unterstützung zusagte.

Vorteil dieser Kooperation ist ein DÄVT-Informationsstand auf dem DGPPN-Kongress (11-2022) , der uns an prominenter Stelle zugewiesen wurde, direkt am Eingang zu den Sälen. Mit den Slogan „Helfen Sie mit: Retten Sie die Ärztliche Psychotherapie“ konnten wir viele Besucher informieren, auf das akute Problem aufmerksam machen und auch neue Mitglieder gewinnen.  Der Zuspruch war immens! Aber auch frustrierend bei Hinweisen, dass es für die Rettung der Ärztlichen Psychotherapie schon zu spät sei.

  • Prof.  Meyer-Lindenberg, amtierender Präsident DGPPN,  beantwortete unsere Anfrage nach der geltenden bzw. zu erwartenden gesetzlichen Hoheit ärztlicher Leitung in der Patientenversorgung als noch ungeklärt! Das heißt, es könnte mit den neuen direkt universitär ausgebildeten Psychotherapeuten eine dritte Gruppe neben Pflege und Ärzteschaft mit eigener Behandlungs-Hoheit entstehen! Das würde eine weitere Schwächung der Ärzte bedeuten mit erheblichen Attraktivitätsverlust der Berufe der P-Fächer!
  • Mit dem DÄVT-Symposium „30 Jahre DÄVT: Facetten Ärztlicher Verhaltenstherapie“ wiesen wir auf dem  DGPPN-Kongress auf unseren Jahrestag des Vereins hin und mit dem Vortrag „30 Jahre DÄVT: ist die Ärztliche Psychotherapie ein Auslaufmodell“ auf die bedrohliche Marginalisierung.
  • Im Mai 2023 mit dem DÄVT-Symposium auf dem Psychosomatiker -Kongress DGPM ebenfalls mit dem Vortrag: „Perspektive der Ärztlichen Psychotherapie“
  • Seit Oktober 2022 luden wir insgesamt dreimal bisher alle uns bekannten Psychotherapie-Weiterbildungs-Institute (ca. 100) zu einem Zoom-Austausch zu diesem Thema ein. Ziel ist auch hier, Vernetzungs-Optionen zu prüfen für Weiterbildungsangebote speziell für Verhaltenstherapie. Es gibt freie Kapazitäten für Ärzte in den Instituten, da neue Psychotherapeuten an den Universitäten ausgebildet werden, aber es gibt zu wenig Ärztliche Leitungen!  In wenigen Fällen konnten wir diese vermitteln.
  • Zum 30. Jahrestag der DÄVT-Gründung im Februar 2023 gründeten wir die DÄVT-Akademie! Eine Vermittlungsstelle zur Förderung/ Ausbildung speziell für Befugte in Ärztlicher Verhaltenstherapie. Dazu erarbeiteten wir in der Befugnis-AG neue Kriterien zum Erwerb von VT-Befugnissen in den einzelnen VT-Bausteinen:  VT-Theorie, VT-Supervison, VT-Selbsterfahrung  und IFA-Leitung. Die DÄVT-Landeärztekammer -Analyse hatte zuvor zumeist intransparente und bundesweit völlig uneinheitliche Kriterien ergeben.  Tlw.  waren Befugnisse nur mit immensen Aufwand erreichbar,  regelmäßig kompletter Verlust aufwendig  erworbener Befugnisse folgen mit Umzug in eine anderes Bundesland  oder bei Stellenwechsel, bzw. es werden 2-jährige Supervisor-Ausbildungen  bei Wechsel in ein anderes Bundesland nicht anerkannt! Auch das DGPPN-Supervisor- Zertifikat findet keine BÄK- bzw.  LÄK-Anerkennung, wobei hier die Psychotherapie -Richtlinien übergreifende Ausbildung hinderlich ist. Die neuen DÄVT- Kriterien sind als Kompromiss sozusagen erstellt worden mit dem Ziel der Mittelung aller bisher bekannten Kriterien der LÄK. Sie sind fast fertig erstellt und sollen in Kürze veröffentlicht werden. Wir versprechen uns eine Anerkennung unserer Kriterien als nationale Gesellschaft, in Analogie zu den DÄVT-Zertifikaten als IFA-Leiter bzw. Supervisor, die in mehreren LÄK ohne weitere Zusatzqualifikationen Anerkennung finden.
  • Im Mai 2023 gelang es uns unter Vermittlung unserer Schriftführerin Ute Wesselmann zu ihrer Münsteraner Kollegin Dr. Stefanie Oberfeld, FÄ für Neurologie, Psychatrie und Psychotherapie, CÄ in  Telgte,  einen Beschlussantrag auf dem Deutschen Ärztetag (16.-19. Mai) zu bewirken:“ Keine psychiatrische und Psychosomatische Versorgung ohne Ärztliche Psychotherapie“ (siehe Anhang). Ute Wesselmann und B. Deckert schrieben die argumentative Vorlage. In unserer letzten Zoom-Vorstandssitzung  nahm Frau Oberfeld unsere Einladung  zur Teilnahme an und berichtete persönlich über den Prozess und, dass der Antrag noch immer auf dem Vorstandstisch liegt, aber bisher nicht bearbeitet wurde wegen der Fülle der Anträge. Wenn es schlecht läuft, wird der Antrag erst im nächsten  Jahr erneut vorgelegt werden müssen. Sie bleibe aber am Ball!
  • Unser Gründungs- und Ehrenpräsident Prof. Meermann bestätigte schriftlich unsere Anfrage nach seiner Beteiligung an der Initialisierung und Gründung der StäKo. Hier wollen wir unseren Standpunkt vertiefen. Im Kreis der STÄKO nahmen wir aktiv Kontakt  auf mit anderen Verbänden und Fach-Gesellschaften mit der Bitte um Unterstützung, die sie uns zusagten! Die wichtigsten seien hier genannt:

Prof. Andreas Schuld, Ingolstadt, Vertreter  des Arbeitskreises Psychotherapie der BDK, Bundesdirektoren-Konferenz, Verband leitender ÄrztInnen der Kliniken für Psychiatrie und  Psychotherapie. Er ist  Supervisor der DÄVT und BLÄK und seit dem Frühjahr Mitglied es erweiterten DÄVT-Vorstandes.                                 

Dr. Bettina Wilms, Vertreterin in Ackpa (Arbeitskreis CÄ Psychiatrie an Allgemeinkrankenhäusern), sie ist auch Vorstandsmitglied der  DGPPN.                                      

Prof Eva Meisenzahl, Düsseldorf, seit einigen Jahren Mitglied des Erweiterten DÄVT-Vorstandes, sie  ist amtierende Vertreterin in der STÄKO für LIPPs , dem Verein der Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Psychotherapie e. V. in Deutschland           

Prof. Hans-Christoph Friederich, Heidelberg, ist Vorsitzender der DGPM (Dt. GES. Für Psychosomatische Medizin)    

Dr. Sabine Köhler, Vorsitzende im Berufsverband Deutsche Nervenärzte

  • Wir erweitern regelmäßig unsere Liste mit Argumenten für die Ärztliche Psychotherapie. Wir bitten um Ihre Unterstützung! Schicken Sie uns Ihre Argumente zur Ergänzung!
  • Noch als Entwurf gibt es einen Brief an alle Adressen in der Berufs- und Fachpolitik, in dem wir mit diesen Argumenten der Marginalisierung entgegenwirken wollen!

Sie lesen, wir machen viel gerade an vielen Stellen!

Wichtig ist unsere Selbstversorgung! Die neue Musterweiterbildungsordnung garantiert zumindest weiterhin Ärztliche Psychotherapie! Wir laufen Gefahr den Teil „…und Psychotherapie“ in den P-Fächern zu verlieren, wenn wir uns nicht selbst um die Psychotherapie -Weiterbildung kümmern und eigene Befugte erhalten! Die DÄVT-Akademie soll hier helfen!

Unsere Nicht-ärztlichen Mitstreiter haben in der Bundespsychotherapeutenkammer und in allen Landespsychotherapeutenkammern eine eigene mächtige Vertretung nur für ein Gebiet!!!

Wir Ärztlichen Psychotherapeuten sind ein kleiner und immer schon zu oft vernachlässigter Teil der Bundesärzteammer und der Landesärztekammern neben VIELEN andern Gebieten,  ein Teil von insgesamt 34 Facharzt-Gebieten und 55 Zusatz-Weiterbildungen! Die Marginalisierung ist also auch in unserer Berufsvertretung enorm!

Wir arbeiten weiter! Helfen Sie uns mit!

Im Namen des gesamten Vorstands grüßt Sie herzlich

 

Dr. med. Beate Deckert

Präsidentin DÄVT