Die Klinik St. Irmingard ist Gastgeber des 3. IFA-Kongresses

„Brücken bauen – Balint und IFA-Gruppen im Dialog“

„Wir haben bereichernde Begegnungen sowohl in den Klein- wie auch in der Großgruppen erlebt und gemeinsam darüber gestaunt, was sich in den letzten 15 Jahren alles im Rahmen der interaktionsbezogenen Fallarbeit entwickelt hat,“ so einer der Teilnehmer.

Von Freitag 15.06. bis Sonntag 17.06. fand in der Klinik St. Irmingard der 3. IFA-Kongreß statt. Der 1. IFA-Kongreß fand 2014 in Berlin statt und wurde im Jahr 2016 vom 2. IFA-Kongreß in Erfurt gefolgt. Es nahmen viele erfahrene Ärzte und Psychologen aus dem gesamten Bundesgebiet, der Schweiz und Österreich an der Tagung teil, die meist als Supervisoren tätig sind und sich der sogenannten interaktionsbezogenen Fallarbeit (IFA-Gruppe) verschrieben haben.

Die Interaktionsbezogene Fallarbeit (IFA) ist die verhaltenstherapeutische Variante der tiefenpsychologischen Balint-Gruppenarbeit, die bereits seit 50 Jahren fest in der Weiterbildungsordnung der Ärzte in psychotherapeutischer Ausbildung verankert ist. Seit über 15 Jahren gibt es inzwischen auch die sogenannte IFA-Gruppe. In Balint- oder IFA-Gruppen werden Probleme in der Beziehung mit Patienten oder deren Angehörigen in einer speziellen Gruppensitzung, bestehend aus Ärzten und Psychologen gemeinsam besprochen.

Die Deutsche Ärztliche Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DÄVT), deren Präsident seit 5 Jahren Dr. med. Christian Ehrig ist, engagiert sich intensiv in der Verbreitung und Ausbildung dieser speziellen Form der Gruppenarbeit. Sie ist gemeinsam mit dem Verband für Integrative Verhaltenstherapie (VIVT) auch der Hauptveranstalter des diesjährigen IFA-Kongresses. Der Vorsitzende des VIVT Herr Dipl. Psych. Johannes Grünbaum eröffnete gemeinsam mit Herrn Dr. Ehrig die Tagung. Anschließend wurden die Teilnehmer durch den Geschäftsführer der Klinik Herrn Dietolf Hämel begrüßt.

Der Kongreß bot diesmal eine Premiere und stand mit dem Motto „Balint- und IFA-Gruppe im Dialog“ für einen sehr großen Schritt der Annäherung zwischen den beiden wichtigsten Psychotherapiemethoden in Deutschland. Nach Jahren intensiver Diskussion hatten sich die Deutsche Balintgesellschaft, die DÄVT und der VIVT Anfang des Jahres auf eine Kooperationserklärung geeinigt. Teile der darin enthaltenen Absprachen und Qualifikationsmöglichkeiten konnten erstmalig im Rahmen dieses Kongresses auch von Balint- bzw. IFA-Gruppenleitern erworben werden.

 

Seit dem letzten Kongreß vor 2 Jahren wurden mehrere gemeinsame Symposien und Publikationen erarbeitet, die wie das erste gemeinsame Balint-Journal entweder bereits erschienen sind oder in absehbarer Zeit auf den Buchmarkt kommen werden.

Den Eröffnungsvortrag hielt Herr Prof. Dr. Dr. Serge Sulz (München und Universität Eichstätt) zum Thema „Entwicklung und IFA-Gruppenarbeit“. Er war lange Zeit Präsident der DÄVT und einer der Mitbegründer der IFA-Gruppenarbeit. Mit seinem Vortrag setzte er neue Impulse für die Weiterentwicklung der IFA-Arbeit. Im zweiten Vortrag referierte als Gast der 2. Vorsitzende der Deutschen Balintgesellschaft Herr Dr. Peter Stammberger aus Stuttgart zum Thema „Die Dimensionen der Balintgruppenarbeit“. Er forderte in seinem pointierten Vortrag mehr Zeit für die „sprechende Medizin“, daher mehr Zeit für die „Kunst des ärztlichen Gesprächs“, die unter dem Einfluss von DRGs, PEPP-Systemen, Leitlinienarbeit etc. gerade in Deutschland deutlich zu kurz kommt.

Der IFA-Kongreß ist letztlich ein „Mitmach-Kongreß“, im dem eine intensive Gruppenarbeit in vier verschiedenen Gruppen auf unterschiedlichen Ausbildungsniveaus über alle 3 Tage hinweg stattfand. Dieses hohe Maß an kollegialer Interaktion sorgte auch für eine sehr angeregte aber zugleich entspannte Atmosphäre. Die gemeinsame Abendveranstaltung am Freitag Abend auf der Terrasse eines nahegelegenen Restaurants, die neben einem fantastischen Panoramablick über den Chiemsee und auf die Bergkette sowie besten Sommerwetter stattfand, rundete den ersten Tag ab.

Der Samstag Vormittag startete mit einer Demonstration der IFA-Gruppenarbeit im Forum. Herr Grünbaum leitete eine sehr dynamische und interaktive IFA-Gruppe mit 8 Teilnehmern an, der die anderen Kongressteilnehmer aus dem Außenkreis zusehen durften. Anschließend wechselten wir wieder in den theoretischen Teil der Tagung mit zwei weiteren Vorträgen. Frau Dipl. Psych. Mechthild Kerkloh (Berlin), Präsidentin der IFA-Gesellschaft führte mit Ihrem Vortrag in die theoretischen Hintergründe und „Die Bedeutung des Ebenenwechsels in der IFA-Gruppenarbeit“ ein. Herr Dr. med. Frank Udo Stepputat aus Traunstein regte sehr praxisnah und mit konkreten Übungsvorschlägen an zur Integration von „Achtsamkeit und IFA-Gruppenarbeit“. Am Abend gab es erneut Gelegenheit zum kollegialen und persönlichen Austausch in entspannter Atmosphäre des Klinik Cafes.

Der Sonntag schließlich stand ganz im Rahmen der weiterführenden Gruppenarbeiten. Hier hatten vor allem die Verhaltenstherapeuten die Möglichkeit, einer Balint-Großgruppe beim Arbeiten zuzusehen. Dieses direkte Miterleben der Gruppenarbeit in der jeweils anderen Methode hat sich als Lernmöglichkeit hervorragend bewährt. Hier konnten die Kongressteilnehmer mit eigenen Augen live verfolgen, wo die Unterschiede im Zugang und der Bearbeitung der präsentierten Probleme liegen und wie unterschiedliche angeleitete Gruppenprozesse doch zu sehr ähnlichen Ergebnissen führen.

Die Anwesenden zeigten sich übereinstimmend sehr angetan vom Kongressverlauf. Die angenehme Atmosphäre der Klinik St. Irmingard, ihre Lage direkt am Chiemsee und die gute Mischung aus Theorie und Praxis gefielen den Teilnehmern. Der Dank der DÄVT und des VIVT gilt dem Team der Klinik St. Irmingard, die die Teilnehmer willkommen hießen und bestens versorgten. Ebenfalls dankten die Verantstalter den Sekretärinnen Frau Ruhstorfer, Frau Simmeth und Frau Noe für die sehr gute Organisation.

Dr. med. Christian Ehrig                                            Dipl. Psych. Johanne Grünbaum

Präsident der DÄVT                                                   1. Vorsitzender des VIVT

Chefarzt der Klinik St. Irmingard

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